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Zur Geschichte

Obwohl die Geschichte weit ins Reich der Möglichkeiten vorstößt, erspart sie uns eine vollendete Utopie. Stattdessen werden wir von Baustelle zu Baustelle geführt, überall wird geplant und gearbeitet, selten wird etwas fertig, vieles klappt nicht, und wir sehen weniger Edgar Krugs Bauten als sein Bauen. Zwischendurch wird auffällig viel gefeiert und getanzt.

Zwischen Chicago, Borneo, der Antarktis, Japan, Indien, den Churiya-Muriya-Inseln, Sardinien, der Lüneburger Heide und dem Mont Blanc bietet die Projektmanager-Welttournee reichlich Stoff für ästhetische Kontroversen und zwischenmenschliche Verwirrungen.

Dass sich diese von künstlerischen Debatten beherrschte Welt einerseits um die Ästhetik der Glasarchitektur und andererseits um die Ästhetik des Kostüms dreht, ist eine Sache. Dass es in dieser Welt keine nationalstaatlichen Konflikte, keine Grenzkontrollen und kein Militär gibt, weil die globalisierte Erdengesellschaft diese uralten Maßnahmen schon lange nicht mehr braucht, ist eine andere. Es wirkt seltsam normal. So unabhängig Scheerbart ist, entzieht er sich doch sowohl der utopischen als auch der dystopischen Schublade.

Paul Scheerbart

Scheerbart ist ein Meister des „Imaginierens“. Er schreibt keine Sachbücher, er entwirft seine Zukunftsarchitektur in einem lockeren, plauderhaften Ton, ohne dabei unpräzise zu sein. Wie seine Lektorin Mechthild Rausch schreibt, praktiziert er „die Inszenierung architektonischer Ideen mit narrativen Mitteln“. Sie fährt fort: „Scheerbart war der Erste, der das Glashaus und die Glasarchitektur als universellen Baustil forderte. Auch formal forderte er etwas Neues. Statt Fensterglas und nüchterner Funktionsformen propagierte er buntes, ornamentiertes Glas und reich gegliederte, variabel gestaltete Bauten – mit einem Wort: „Glaspaläste“.

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„Das Haus des Menschen der Zukunft sollte wie ein Palast mit dem kostbarsten Emaille und Mosaik sowie mit dem herrlichsten Buntglas ausgestattet werden. Glas, das brillanteste Baumaterial der Welt, sollte in den Häusern der Zukunft die Hauptrolle spielen.“

-- Paul Scheerbart

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